Es gibt immer noch viele Menschen, die ihren Kindern mit
Haustieren eine Freude machen wollen. Die Wahl fällt dann schnell auf
Meerschweinchen oder Kaninchen, weil sie die perfekte Kinderzimmergröße haben
und pflegeleicht sind. Schließlich muss man mit ihnen nicht Gassi gehen und sie
sind nicht so zickig wie Katzen, sondern lassen sich angeblich so gerne streicheln. Da
die Entscheidung für eine Tierart aber dann doch schwer fällt, wird eben beides
genommen.
Und schon können sie einziehen: ein Meerschweinchen und ein
Kaninchen.
Doch es gibt unzählige Gründe, die gegen diese Haltung sprechen!
Da wären zum Beispiel die unterschiedlichen Platzansprüche.
Ein Meerschweinchen ist ein Fluchttier und es kann gar nicht genügend
Versteckmöglichkeiten im Gehege geben. Häuschen, Unterstände, Röhren,
Heuhaufen- das erfreut das Meerschweinchenherz.
Kaninchen hingegen brauchen Platz. Sie möchten hoppeln,
Haken schlagen, Männchen machen. Sie sind voller Energie und können ausgiebig
buddeln. Natürlich brauchen auch sie ein Schutzhäuschen, allerdings sind viele
Röhren, Unterstände und andere Einrichtung ihnen hauptsächlich im Weg.
Um beiden gerecht zu werden müsste man folglich ein sehr
großes Gehege bauen in dem dann die Bedürfnisse von beiden erfüllt werden.
Können sie das bieten?
Ein weiterer Grund, der gegen die Haltung spricht ist das
unterschiedliche Kommunikationsverhalten. Meerschweinchen verständigen sich
untereinander hauptsächlich durch Quietschlaute. Wenn sie sich wohlfühlen kann
das Ganze auch in einer beeindruckenden Lautstärke stattfinden. Sie muckern z.
B. um dem Partnertier (oder im besten
Fall: dem Rudel) zu signalisieren „Ich bin hier“. Aber auch um anzuzeigen, wo
Futter ist, wer der Chef ist und so weiter. Sie plappern mitunter
ununterbrochen.
Der wichtigste Punkt, den man wegen ihres weichen Fells oft
vernachlässigt: Meerschweinchen kuscheln nicht. Wenn sie Platz haben um sich
aus dem Weg zu gehen dann tun sie das auch. Sie ruhen vielleicht nebeneinander
oder berühren sich mit den Näschen. Richtig kuscheln tun sie hingegen sehr
ungern. Deswegen sind Meerschweinchen auch KEINE Kuscheltiere, als die sie
fälschlicherweise oft verkauft werden.
Wie verhalten sich nun Kaninchen? Kaninchen kommunizieren
über Körpersprache. Sie kuscheln sich liebend gerne zusammen und putzen sich
gegenseitig um sich ihre Zuneigung zu zeigen. Je lieber sie sich haben, desto
mehr und ausgiebiger wird geputzt. Ohren, Augen, Köpfchen,…
Geräusche geben Kaninchen hingegen eigentlich nur in einem
einzigen Fall ab: in absoluter Todesangst. In solch einer Situation schreit ein
Kaninchen in einem sehr hohen schrillen Ton.
Was bedeutet das nun für das Zusammenleben? Kaninchen sind
in erster Linie völlig verunsichert. Hohes Quietschen kennen sie wie gesagt nur
als Ausdruck von Panik. Aber Meerschweinchen quietschen den ganzen Tag lang!
Eine schier unerträgliche Situation für das Kaninchen. Es ist dauerhaft
gestresst und unsicher, weil es das Quietschen keiner entsprechenden
Situation zuordnen kann.
Aber auch dem Meerschweinchen geht es nicht besser. Es mag
kuscheln und Körperkontakt nicht. Das Kaninchen allerdings kommt es ständig
anstupsen und leckt es ab. Das Meerschweinchen versucht sich auf
Meerschweinchen-Art zu ergeben indem es das Köpfchen nach oben streckt. Das
Kaninchen denkt: „Klasse, es mag das Abschlecken“ und macht weiter. Das
Meerschweinchen gerät nun seinerseits in Panik, weil es nicht weiß, wie es dem
Kaninchen entkommen soll und verfällt im schlimmsten Fall in eine Art
Schockstarre: es stellt sich tot (!) und lässt alles über sich ergehen in der
Hoffnung, dass es möglichst bald aufhört.
Kaninchen hoppeln außerdem um ihre Artgenossen (manchmal
auch um ihre Halter) herum, um ihnen zu signalisieren, dass es sie mag. Versucht
es das nun wiederum beim Meerschweinchen fühlt dieses sich gejagt.
Auch was das Futter betrifft haben Kaninchen und
Meerschweinchen nicht die gleichen Bedürfnisse. Fallen sie nicht auf die
Futterverpackungen herein, die oft im Tierhandel angeboten werden und auf denen
Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster abgebildet sind. Hier lohnt sich ein
Blick auf die Inhaltsstoffe: steht an erster Stelle Getreide bzw. „pflanzliche
Nebenerzeugnisse“ lassen sie es stehen. Es tut ihrem Tier nicht gut.
Wenn sie den Entschluss gefasst haben, sich Haustiere
zuzulegen und genügend Platz haben um 2 halten zu können: entscheiden sie sich
für eine Tierart.
Mit der Haltung von einem Kaninchen und einem
Meerschweinchen tun sie keinem der beiden Tiere einen Gefallen. Beide leiden
und vereinsamen, weil der Andere sie nicht versteht. Im schlimmsten Falle
entwickeln sich schwere Verhaltensstörungen, die es den Tieren unglaublich
schwer machen später mit Artgenossen zurecht zu kommen.
Informieren sie sich vorher über beide Tierarten und
überlegen sie, was sie sich von ihrem zukünftigen Haustier wünschen.
Meerschweinchen sind in erster Linie Beobachtungstiere. Sie möchten nicht gestreichelt
oder gekuschelt werden, schon gar nicht von unvorsichtigen Kinderhänden. Aber
es kann unglaublich schön sein, glücklichen Meerschweinchen, die ausreichend
Platz haben, zuzugucken. Für 2 Meerschweinchen ist ein Platzangebot von
mindestens 1qm nötig (wobei es niemals zu groß sein kann), aber eine
Rennstrecke von mindestens 1,40m sollte gegeben sein. In diesem Fall werden
ihnen die Meerschweinchen genügend Anreiz zum beobachten geben.
Kaninchen sind kommunikativer, auch ihren Haltern gegenüber.
Wenn sie ihnen vertrauen und gelernt haben, dass sie nett sind und nichts Böses
wollen (zwangskuscheln, an den Ohren ziehen, o. ä.) kommen Kaninchen auch von
sich aus angehoppelt und zeigen ihnen ihre Zuneigung durch Umhoppeln oder
Anschlecken. Auch streicheln lassen sich Kaninchen sehr viel lieber als
Meerschweinchen das tun. Aber auch hier gilt: lassen sie das Kaninchen
entscheiden. Wenn es weg möchte lassen sie es und halten sie es nicht fest weil
SIE (oder das Kind) kuscheln wollen. Manche Kaninchen hören mit der Zeit sogar auf ihre
Namen und werden nicht selten mit kleinen Hunden verglichen (was nicht
bedeutet, dass sie das arme Tier an einer Leine herumführen sollen). Allerdings
brauchen 2 Kaninchen aufgrund ihrer Bewegungsfreude ein dauerhaftes
Platzangebot von 2qm. Außerdem ist darauf zu achten, dass auch nach oben
ausreichend Platz ist, damit sie Männchen machen können. Dies brauchen sie, um
sich einen Überblick zu verschaffen.
Gestalten sie das Gehege außerdem stabil,
Kaninchen sind wahre Ausbruchskünstler. Wenn es irgendwo eine noch so kleine
Lücke gibt: ihre Kaninchen werden sie finden und zu nutzen wissen.
Machen sie also nicht den Fehler und zwingen zwei völlig
verschiedene Tierarten zum Zusammenleben. Überlegen sie sich vorher, was sie
wollen, welches Platzangebot sie zur Verfügung stellen können und entscheiden
sie erst dann, welche Tierart sie sich anschaffen. Treffen sie zum Wohle der
Tiere eine „entweder-oder-Wahl“: entweder Meerschweinchen oder Kaninchen.
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