Das Thema Böckchenhaltung ist äußerst umstritten und regt
immer wieder zu Diskussionen an.
Zunächst sei gesagt, dass das Halten von mehreren Männchen
funktioniert! Es ist weder komplizierter noch anspruchsvoller als eine
Haremsgruppe aus einem Kastraten und mehreren Weibchen.
Trotzdem sollten sie einiges beachten.
Wenn sie solch eine Gruppe planen gehen sie nicht in die nächste
Zoohandlung und kaufen auf gut Glück ein paar Männchen. Hier ist etwas
Weitsicht gefragt. Am besten wenden sie sich an eine Notstation in ihrer Nähe
die sie nach Bockerfahrenen Männchen fragen. Mindestens einer sollte älter als
ein Jahr sein, falls sie jüngere Tiere dazusetzen möchten, damit diese „erzogen“
und sozialisiert werden können.
Ist eine Kastration notwendig?
In reiner Bockhaltung ist es prinzipiell nicht nötig, die
Männchen zu kastrieren. Das Meerschweinchen ist eine der wenigen Tierarten bei
der eine Kastration keine Verhaltensänderung bewirkt wenn sie nach der
Geschlechtsreife durchgeführt wird. Diese erreichen Meerschweinchen allerdings
schon mit einem Gewicht von ca. 250g was sie schon in einem Alter von wenigen
Wochen erreichen. Tiere die so jung kastriert werden bezeichnet man als „Frühkastrate“. Diese sind dann
tatsächlich oft ruhiger als unkastrierte Männchen.
Wenn sie jedoch schon eine Bockgruppe haben und
Streitigkeiten durch eine Kastration lösen wollen sei ihnen versichert, dass
diese am Verhalten der Böckchen nichts ändert.
Auch oft diskutiert ist die Frage nach einer
Vergesellschaftung, wenn in einer Zweiergruppe ein Böckchen verstirbt. Hier
wird in vielen Fällen geraten, das übrig gebliebene Böckchen mit einem
Frühkastraten zu vergesellschaften. Grundsätzlich spricht nichts gegen die
Aussage. Allerdings wird hier vielfach das Alter des übrig gebliebenen
Böckchens vernachlässigt. Wenn ihr Tier älter als 4 Jahre ist würde ich davon
abraten, ein Babyschweinchen dazu zu setzen. Beide können miteinander wenig
anfangen. Der Kleine ist ausgelassen, rennt und springt viel und möchte dies am
liebsten mit einem Partner machen. Ältere Tiere werden jedoch in den meisten
Fällen im Alter ruhiger und können mit so einem springenden Wusel nichts
anfangen bzw. reagieren genervt auf die Animationsversuche.
Hier wäre wieder zu raten, sich an eine Notstation zu
wenden. Auch ältere Tiere können relativ problemlos miteinander
vergesellschaftet werden, wenn sie bereits Erfahrungen in einer Böckchengruppe
gesammelt haben (zum Beispiel ein ebenfalls übrig gebliebenes Tier was
abgegeben wurde weil die Haltung aufgegeben wurde).
Haltungstipps:
- Bei Böckchenhaltung rechnet man mit einer Mindestgröße des
Geheges von 1m2 PRO TIER. Also schon für 2 Schweinchen sollten sie
dauerhaften Platz von 2m2 zur Verfügung stellen können.
- Alle Häuschen sollten mindestens 2 Ausgänge haben. Das
verhindert, dass das Überlegene Böckchen andere in eine Ecke drängen und
gezielt beißen kann. Unterlegenen Tieren sollten immer Fluchtmöglichkeiten zur
Verfügung stehen. Ich persönlich habe mittlerweile gar keine Häuschen mehr,
sondern Unterstände, Tunnel und Brücken.
Ordnen sie diese so an, dass sich darin befindliche Tiere
nicht zwangsläufig sehen müssen. Auch Schweinchen wollen sich manchmal aus dem
Weg gehen oder einfach ihre Ruhe haben. Das funktioniert besser, wenn man den
anderen nicht ständig sehen muss ;)
- Richten sie mehrere Futterstellen ein. Frischfutter kann
im ganzen Gehege verteilt werden. Das verhindert, dass Unterlegene Böckchen
weggebissen werden und abnehmen, weil sie zu wenig Futter bekommen.
- Brommseln ist nicht gleich knurren! Manche Schweinemänner
brommseln für ihr Leben gern. Dabei wackeln sie mit dem Hinterteil und geben
tiefe Laute von sich die sich für Laien oft wie knurren anhören. Brommseln ist
allerdings ein harmloses Geräusch und kein Grund zur Sorge!
Wenn ihre Schweinchen wirklich wütend aufeinander sind und
knurren klingt das anders. Auch die Körpersprache ist eine andere. Männchen
stehen sich dann gern seitlich gegenüber um besonders groß und furchterregend
zu wirken. Hinzu kommt in vielen Fällen Zähneklappern oder auch Gähnen, was in
diesem Fall kein Zeichen von Müdigkeit ist sondern dazu dient, dem Gegner mal
seine großen scharfen Zähne zu zeigen. Wenn es zu Beißattacken kommt sollten
sie das Ganze gut beobachten. Meistens ist einfach nur einer genervt und die
Streiterei ist nach kurzer Zeit vergessen.
Achtung! Nehmen sie nicht einfach ein Tier raus und setzen
es nach einiger Zeit wieder dazu, in der Hoffnung dass sie sich dann vertragen.
Ein erneutes Dazusetzen ist für ihre Tiere wie eine neue Vergesellschaftung und
sie werden wieder anfangen zu kämpfen um die Rangordnung zu klären!
Eine Trennung ist also nur angebracht, wenn sie ihre Gruppe
DAUERHAFT trennen wollen und 2 Gruppen aufmachen wollen.
In Böckchengruppen gilt oft: Augen zu und durch. Die meisten
Streitigkeiten regeln sie alleine. Solange kein Blut fließt sollten sie NICHT
eingreifen!
Sehen sie die Haltung einer Böckchengruppe als Test für ihre
Nervenstärke.
Wenn sie jedoch ihre Rangordnung geklärt haben sind
Bockgruppen toll. Sie sind in vielen Fällen sogar harmonischer als andere
Gruppen und ich persönlich finde, dass im Gehege mehr los ist.
Viel Spaß beim beobachten!
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