7. Mai 2013

Böckchenhaltung



Das Thema Böckchenhaltung ist äußerst umstritten und regt immer wieder zu Diskussionen an.
Zunächst sei gesagt, dass das Halten von mehreren Männchen funktioniert! Es ist weder komplizierter noch anspruchsvoller als eine Haremsgruppe aus einem Kastraten und mehreren Weibchen. 

Trotzdem sollten sie einiges beachten.

Wenn sie solch eine Gruppe planen gehen sie nicht in die nächste Zoohandlung und kaufen auf gut Glück ein paar Männchen. Hier ist etwas Weitsicht gefragt. Am besten wenden sie sich an eine Notstation in ihrer Nähe die sie nach Bockerfahrenen Männchen fragen. Mindestens einer sollte älter als ein Jahr sein, falls sie jüngere Tiere dazusetzen möchten, damit diese „erzogen“ und sozialisiert werden können. 

Ist eine Kastration notwendig?
In reiner Bockhaltung ist es prinzipiell nicht nötig, die Männchen zu kastrieren. Das Meerschweinchen ist eine der wenigen Tierarten bei der eine Kastration keine Verhaltensänderung bewirkt wenn sie nach der Geschlechtsreife durchgeführt wird. Diese erreichen Meerschweinchen allerdings schon mit einem Gewicht von ca. 250g was sie schon in einem Alter von wenigen Wochen erreichen. Tiere die so jung kastriert werden bezeichnet  man als „Frühkastrate“. Diese sind dann tatsächlich oft ruhiger als unkastrierte Männchen. 

Wenn sie jedoch schon eine Bockgruppe haben und Streitigkeiten durch eine Kastration lösen wollen sei ihnen versichert, dass diese am Verhalten der Böckchen nichts ändert. 

Auch oft diskutiert ist die Frage nach einer Vergesellschaftung, wenn in einer Zweiergruppe ein Böckchen verstirbt. Hier wird in vielen Fällen geraten, das übrig gebliebene Böckchen mit einem Frühkastraten zu vergesellschaften. Grundsätzlich spricht nichts gegen die Aussage. Allerdings wird hier vielfach das Alter des übrig gebliebenen Böckchens vernachlässigt. Wenn ihr Tier älter als 4 Jahre ist würde ich davon abraten, ein Babyschweinchen dazu zu setzen. Beide können miteinander wenig anfangen. Der Kleine ist ausgelassen, rennt und springt viel und möchte dies am liebsten mit einem Partner machen. Ältere Tiere werden jedoch in den meisten Fällen im Alter ruhiger und können mit so einem springenden Wusel nichts anfangen bzw. reagieren genervt auf die Animationsversuche.
Hier wäre wieder zu raten, sich an eine Notstation zu wenden. Auch ältere Tiere können relativ problemlos miteinander vergesellschaftet werden, wenn sie bereits Erfahrungen in einer Böckchengruppe gesammelt haben (zum Beispiel ein ebenfalls übrig gebliebenes Tier was abgegeben wurde weil die Haltung aufgegeben wurde).  

Haltungstipps:
- Bei Böckchenhaltung rechnet man mit einer Mindestgröße des Geheges von 1m2 PRO TIER. Also schon für 2 Schweinchen sollten sie dauerhaften Platz von 2m2 zur Verfügung stellen können. 

- Alle Häuschen sollten mindestens 2 Ausgänge haben. Das verhindert, dass das Überlegene Böckchen andere in eine Ecke drängen und gezielt beißen kann. Unterlegenen Tieren sollten immer Fluchtmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ich persönlich habe mittlerweile gar keine Häuschen mehr, sondern Unterstände, Tunnel und Brücken. 

Ordnen sie diese so an, dass sich darin befindliche Tiere nicht zwangsläufig sehen müssen. Auch Schweinchen wollen sich manchmal aus dem Weg gehen oder einfach ihre Ruhe haben. Das funktioniert besser, wenn man den anderen nicht ständig sehen muss ;)

- Richten sie mehrere Futterstellen ein. Frischfutter kann im ganzen Gehege verteilt werden. Das verhindert, dass Unterlegene Böckchen weggebissen werden und abnehmen, weil sie zu wenig Futter bekommen. 

- Brommseln ist nicht gleich knurren! Manche Schweinemänner brommseln für ihr Leben gern. Dabei wackeln sie mit dem Hinterteil und geben tiefe Laute von sich die sich für Laien oft wie knurren anhören. Brommseln ist allerdings ein harmloses Geräusch und kein Grund zur Sorge!
Wenn ihre Schweinchen wirklich wütend aufeinander sind und knurren klingt das anders. Auch die Körpersprache ist eine andere. Männchen stehen sich dann gern seitlich gegenüber um besonders groß und furchterregend zu wirken. Hinzu kommt in vielen Fällen Zähneklappern oder auch Gähnen, was in diesem Fall kein Zeichen von Müdigkeit ist sondern dazu dient, dem Gegner mal seine großen scharfen Zähne zu zeigen. Wenn es zu Beißattacken kommt sollten sie das Ganze gut beobachten. Meistens ist einfach nur einer genervt und die Streiterei ist nach kurzer Zeit vergessen.

Achtung! Nehmen sie nicht einfach ein Tier raus und setzen es nach einiger Zeit wieder dazu, in der Hoffnung dass sie sich dann vertragen. Ein erneutes Dazusetzen ist für ihre Tiere wie eine neue Vergesellschaftung und sie werden wieder anfangen zu kämpfen um die Rangordnung zu klären!
Eine Trennung ist also nur angebracht, wenn sie ihre Gruppe DAUERHAFT trennen wollen und 2 Gruppen aufmachen wollen. 

In Böckchengruppen gilt oft: Augen zu und durch. Die meisten Streitigkeiten regeln sie alleine. Solange kein Blut fließt sollten sie NICHT eingreifen!

Sehen sie die Haltung einer Böckchengruppe als Test für ihre Nervenstärke.

Wenn sie jedoch ihre Rangordnung geklärt haben sind Bockgruppen toll. Sie sind in vielen Fällen sogar harmonischer als andere Gruppen und ich persönlich finde, dass im Gehege mehr los ist.
Viel Spaß beim beobachten!
 

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