10. August 2014

Vergesellschaftung

Wer einmal mit Meerschweinchen anfängt kann so schnell nicht mehr aufhören. Und je länger man sie hält, wird es früher oder später passieren, das man sich ein neues Schweinchen dazu holt. Dann heißt es das Neue mit den alten Tieren vergesellschaften.

Nächste Woche ist es bei mir mal wieder soweit. Ein neues Schwein zieht ein. Dann heißt es das neue mit den Alteingesessenen richtig zu vergesellschaften. Denn man kann einiges falsch machen. Auch die Vorbereitung muss sitzen, sonst kann es in einem Desaster enden.
 
Die Vorbereitung
 
Mit der richtigen Vorbereitung erspart man sich und den Tieren eine Menge Stress. Im Gehege sollte es keine Sackgassen geben und die Unterstände sollten alle mindestens zwei Eingänge haben. Ok dies sollte auch sonst der Fall sein, aber bei einer Vergesellschaftung ist es besonders wichtig. Es passiert sonst sehr schnell das beim gejage ein Tier in die Ecke getrieben wird. Das bedeutet viel unnötiger Stress, im schlimmsten Fall kommt es zu einem vermeidbaren Kampf.
Zur Ablenkung sollte viel Frischfutter und Heu zur  Verfügung stehen.
Für eine VG gibt es zwei mögliche Orte. Das Gehege in dem sie leben oder ein neutrales Gehege. Der Sinn des neutralen Gehege ist das so kein Tier einen "Heimvorteil" hat. Wer mag schon ungebetenen Besuch in seiner Wohnung? Besonders bei dominanteren Tieren ist das sehr von Vorteil. Das neutrale Gehege muss keine Prachtbaude sein. Es reicht ein Provisorium, dann es muss nur die VG überstehen und kann dann wieder entfernt werden. Manche veranstalten die VG auch im Flur. Wenn die vorhandenen Tiere nicht sehr dominant sind, oder das neue Tier noch sehr jung ist (nur wenige Wochen oder Monate), kann auf das neutrale Gehege verzichtet und der Neuankömmling gleich ins Gehege gesetzt werden. Das normale Gehege sollte aber, egal wo die VG statt findet, gründlich gesäubert und frisch eingestreut werden. So mindert man ebenfalls den Heimvorteil.
Viel Platz ist wichtig. Es kann ruhig doppelt und dreifach so viel Platz vorhanden sein als normal gefordert wird. Bei den wenigsten Tieren wird es die "Liebe auf den ersten Blick". Nur mit Platz können sie sich aus den Weg gehen, ja sogar außer Sichtweite. Und was aus den Augen ist, ist aus dem Sinn, das bringt Ruhe rein. Bei zu wenig Platz hocken sie sich ständig auf der Pelle und kommen kaum zur Ruhe. -Sollte das normale Gehege nicht sehr groß sein muss also auch auf neutralem Gebiet vergesellschaftet werden.-

Die VG

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, das neue Tier ist gesund, die Vergesellschaftung kann beginnen. Das neue Tier sollte den anderen nicht einfach vor die Nase gesetzt werden. Besser ist es, den Neuankömmling in eine andere Ecke zu setzten vor einen Unterstand. Der Hunger wird alle schnell genug heraustreiben. Die Körpergerüche verbreiten sich, so wissen alle schnell hier ist etwas anders. In den seltensten Fällen bleibt alles friedlich. Meist wird der/die Neue durch das Gehege gejagt, beschnüffelt, mit den Zähnen geklappert und bestiegen. Es kann auch passieren das zwei Tiere ein Knäuel bilden. Zwei Tiere die vorher wie die besten Freunde wirkten fangen meist auch wieder an sich zu jagen, zu besteigen und sich zu drohen. Das ist alles völlig normal. Das gehört dazu, die Rangfolge muss neu ausgefochten werden. Es ist eine gute Chance seine Position zu verbessern und ein neues Tier muss integriert werden. Das alles ist also kein Grund einzuschreiten. Ein eingreifen würde das klären der Rangordnung nur verzögern. Es heißt also Ruhe bewahren und Geduldig sein. Besonders bei der ersten VG ist das schwer.
Wie lange so eine VG dauert kann man im Vorfeld nicht sagen. Es kann von wenigen Minuten bis ein, zwei Tage dauern. Aber meistens ist nach einem halben Tag alles geregelt. Wenn alle Tiere mehrere Stunden friedlich beisammen sind, hat man sein Ziel erreicht. Wer seine Tiere auf neutralem Boden vergesellschaftet hat kann sie nun in ihr normales Gehege setzten.
Nicht alle Tiere mögen sich. Wie bei uns Menschen auch, können sich manche Schweinchen einfach nicht leiden, egal wie lange man es versucht. Die VG scheint einfach kein Ende zu nehmen. Es bleibt einem nichts weiter übrig als die Tiere zu trennen. Bei Einzelschweinen muss man dann einen anderen Partner finden. Kein Schwein will alleine sein. Berichte das mehrere VG´s gescheitert sind und zu aussagen führen wie "Das Tier ist lieber alleine", liegen meist an einer schlecht durchgeführten VG.
Ein einschreiten und trennen der Tiere kann bei Bisswunden nötig werden. Kleine Wunden, besonders am Ohr, können aber auch im Eifer des Gefechts passieren. Ein trennen wäre dann nicht gleich nötig. Hier eine Linie zu ziehen ist da manchmal schwer.

So bitte nicht

Folgendes sollte bei einer VG nicht gemacht werden. 
Man sollte die Tiere nicht in getrennte Käfige setzen und diese aneinanderstellen. Ein aneinander gewöhnen findet nicht statt. Die Tiere wollen zueinander und die Rangfolge ausfechten können das aber nicht. Der Stresspegel steigt. Im schlimmsten Fall bauen sich Aggressionen auf.
Die Tiere sollten auch nicht in Etappen an einander gewöhnt werden, also jeden Tag ein paar Stunden. Sie müssten mit dem Ausfechten der Rangordnung jedes mal von vorne beginnen. Das ist purer, unnötiger Stress. Wenn man sie einmal zusammen setzt, muss man das auch durchziehen.
Im Handel gibt es allerhand Tierdüfte. Ich habe auch schon gelesen das das neue Tier mit uringetränktem Streu der alten Tiere abgerieben werden soll. Entweder sind die Düfte zu stark für die Nasen oder zu schwach. Der Originalduft kommt durch und das besprühen bringt schon deswegen nichts. Zu dem kann sie es unnötig verwirren.

Werden diese Punkte beachtet, steht einer erfolgreichen VG nichts mehr im Wege.

Am 19.August ist es soweit. Dann kommt mein neues Schwein. Ich werde dann im Blog live berichten wie es läuft!

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