22. Oktober 2014

Die liebe Verwaandschaft II

Hier folgt nun die Fortsetzung zum Artikel "Die liebe Verwandtschaft", bei der wir einen Blick auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Meerschweinchen werfen. Und nein auch hier geht es nicht um die Eltern oder die Geschwister.


 
Beim ersten Teil haben wir erfahren das Meerschweinchen Lebewesen sind, wie alle Eukaryoten einen Zellkern haben; wie alle vielzelligen Tiere viele verschiedene Zellen besitzen; zu den Chordatieren zählen, der Ursprung der Wirbelsäule; und weil sie eine richtige Wirbelsäule haben auch zu den Wirbeltieren gehören; das es dort Kiefermäuler gibt die eben einen Kiefer besitzen; das es weiter geht zu den Landwirbeltieren, weil Meerschweine vier Gliedmaßen und eine Lunge haben und stellten am Schluss fest das sie zu der Klasse der Säugetiere zählen. Hier steigen wir wieder ein, denn damit ist noch nicht Schluss. Nach der Klasse folgen noch die Ordnung, Familie, Gattung und Art. Und auch hier kommen wir nicht drum rum uns die Stufen dazwischen an zu schauen.
Wer denkt Säugetiere heißen so weil sie ihre Jungen säugen hat zwar recht, es ist aber nicht das einzige typische Säugetiermerkmal. Ebenfalls typisch ist das Mittelohr. Denn nur Säugetiere haben dort die kleinen Knochen Hammer und Amboss. (Es gibt noch mehr typische Merkmale). Aber es gibt ein Merkmal das nicht alle Säugetiere haben, die Plazenta. Deswegen werden die Säugetiere unterteilt in Ursäuger -zu ihnen zählen die eierlegenden Ameisenigel (auch Schnabeligel) und das Schnabeltier-, die Beutelsäuger -zu ihnen zählen Känguru, Koala und Co.- und die höheren Säuger auch Plazentatiere genannt. Zu letzteren zählt das Meerschweinchen, denn es hat eine Plazenta. Die Ur- und Beutelsäuger sind also die entferntesten verwandten Säugetiere.

Die Unterklasse der höheren Säugetiere kann man in vier Überordnungen aufteilen. Und so endet die Verwandtschaft vieler Säugetierarten wie den Gürteltieren, Rüsseltieren, Seekühen, Insektenfresser (zu ihnen zählen die Spitzmäuse), Raubtieren, Fledertieren, Paarhufern und Unpaarhufern. Die Aufteilung in die Überordnungen erfolgte aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen. Merkmale an denen man sie also typisch erkennt kann ich also schwerlich liefern.
Die Meerschweinchen zählt man zu der Überordnung der sogenannten Euarchontoglires. Und da wird es interessant. In dieser Überordnung gibt es noch 5 Ordnungen (von rund 20). Diese sind die Riesengleiter (damit sind keine Flughörnchen gemeint), die Spitzhörnchen (damit sind keine Eichhörnchen gemeint), die Primaten, die Hasenartigen und die Nagetiere. Meerschweinchen zählen zu den Nagetieren und wir Menschen zu den Primaten. Erst hier trennen sich also unsere verwandtschaftlichen Wege. Den Nagetieren etwas näher stehen die Hasenartigen (Hasen, Kaninchen, Pfeifhasen). Da beide Ordnungen Nagezähne aufweisen werden sie auch gerne zusammengefasst zu den Nagern (auch Glires). Aber es gibt eben Unterschiede. Während Nagetiere im Ober- und Unterkiefer je 2 Nagezähne haben, besitzen die Hasenartigen im Oberkiefer 4 Nagezähne. Sie sitzen hintereinander und die hinteren sind kleine Stiftzähne [1]. Bei den Hasenartigen sind die Vorderpfoten nicht geeignet Gegenstände zu greifen oder zu halten. Nagetiere können und machen das (bei Meerschweinchen ist es eher bloß ein halten).
Die Nagetiere werden in fünf Unterordnungen gegliedert. Zu ihnen zählen die Hörnchenverwandte (mit Eich-, Flug- und Streifenhörnchen), Biberverwandte, Mäuseverwandte (mit Hamster, Springmaus, Ratten), Dornschwanzhörnchenverwandte und die Stachelschweinverwandte. Um ein Stachelschweinverwandter zu sein müssen bestimmte Merkmale am Unterkiefer und am Schädel (besonders am Jochbein) vorhanden sein. Was da genau sein muss habe ich leider nicht gefunden. Aber was es auch ist, ein Meerschweinchen hat sie.
Bei den Stachelschweinverwandten wird nun zwischen sogenannten Kammfingern, den Stachelschweinen und den Meerschweinverwandten unterschieden. Meerschweinverwandte sind in ihrem äußeren erstaunlich Vielgestaltig. Das liegt wohl daran das sie sich lange auf dem südamerikanischen Kontinent isoliert entwickelten und dort viele ökologische Nischen besiedeln konnten. Eines scheint aber allen gemeinsam, die Zahnanordnung. Sie haben im Unter- und Oberkiefer pro Seite einen Nagezahn, keine Eckzähne, einen vorderen und drei hintere Backenzähne, insgesamt 20 Zähne [2].
Die Meerschweinverwandten kann man in 12 Familien unterteilen. Eine Familie ist die der Meerschweinchen (Caviidae). In den anderen Familien befinden sich Vertreter von Nutria, Chinchilla, Baumstachler (sieht fast aus wie ein Stachelschwein ist in dem Sinne aber keins) und viele (weniger bekannte) mehr. Caviidae scheinen eins gemeinsam zu haben. Sie haben vier Zehen an den Vorderpfoten und drei Zehen an den Hinterpfoten. Neben den eigentlichen Meerschweinchen (zu denen unser Hausmeerschweinchen zählt) trifft das auch auf den Pampashasen und dem Wasserschwein (Capybara) zu, die ebenfalls zu dieser Familie zählen. Ja unseren kleinen Meerschweinchen sind wirklich näher mit dem 50-60 kg schweren und großen Wasserschweinen verwandt als mit dem Stachelschwein. Und der Pampashase, ist wirklich ein Caviidae und kein Hase wie der Name vermuten lässt.
Die eigentlichen Meerschweinchen sehen nun alle typisch wie Meerschweinchen aus. Aber es gibt hier noch drei Gattungen. Einmal die Gelbzahnmeerschweinchen. Sie haben wie der Name schon sagt gelbliche (oder orangene) Zähne. Bei ihnen ist das normal und kein Zeichen schlechter Pflege. Die zweite Gattung sind die Zwergmeerschweinchen. Sie sind wir der Name schon sagt klein. Sie sind höchstens 20cm lang und wiegen nur bis zu 450g. Außerdem haben beide Geschlechter vier Zitzen. Sie sind nicht domestiziert. Manchmal werden im Internet Zwergmeerschweinchen angeboten oder gesucht. Diese haben also nichts mit dieser Gattung zu tun. Und unter den Hausmeerschweinchen gibt es keine Zwergrassen (wie man es evtl. bei Kaninchen kennt). Die dritte Gattung sind DIE echten Meerschweinchen.
Bei den echten Meerschweinchen gibt es, je nach Zuordnung, fünf bis acht Arten. Es ist nicht 100% sicher aus welcher Art unsere Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus form. domestica) hervorgegangen sind. Das gemeine Meerschweinchen (Cavia aperea) ist wohl auszuschließen. Am engsten mit unseren Hausmeerschweinchen verwandt ist nach heutiger Sicht das Tschudii-Meerschweinchen (Cavia tschudii).
Auffällig für unsere Hausmeerschweinchen sind, durch die Zucht, entstandenen unterschiedlichen Rassen und Farben. Auf die werde ich aber nicht mehr genauer eingehen.
Damit ist unsere Reise durch die Verwandtschaft zu Ende. Wir haben es von den entferntesten Verwandten, den Bakterien, bis zum engsten Verwandten dem Tschudii geschafft.
Abschließend noch ein Hinweis. Ich habe mich bei der Betrachtung größtenteils von der Systematik die bei Wikipedia zu finden ist, leiten lassen. Diese ist aber nicht in Stein gemeißelt. Es ist dort immer Angegeben wer den Ausschnitt der Systematik aufgestellt hat. Andere Forschergruppen ordnen einzelne Taxa anders ein. Neuere Untersuchungen können sie auch wieder verschieben, wie es schon oft passiert ist. Ich wollte einfach mal eine groben Überblick zeigen.

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